22. 9.

Puh, was war ich froh, als ich endlich aus Rom raus war. Hitze, Lärm, fortwährendes Gehupe und LKW's auf Tuchfühlung - zum Glück komme ich nicht aus Bad Soden-Allendorf.

Man muss einfach-auch mit dem Rad-konsequent dagegenhalten, dann klappt es.

Ich habe am frühen Nachmittag  ein herrliches Quartier bezogen, das hat mich für die nervige Fahrerei entschädigt. Das Highlight war allerdings die Restaurantempfehlung meiner Wirtsleute: mitten in der Provinz, 500 m von meinem Quartier entfernt ein nettes Restaurant mit einer Empfehlung vom Guide Michelin. Obwohl dafür etwas underdressed habe ich mir ein hervorragendes Abendessen munden lassen. 
Das liebe ich so am Unterwegs-Sein: es gibt immer wieder Überraschungen!

75 km           650 Höhenmeter 

23. 9.

Heute das völlige Kontrastprogramm zum gestrigen Tag: belämmerte Fahrerei, eklige Straßen, am Ziel dreckige Unterkunft bei unfreundlichen Leuten und minderwertiges Essen bei ebensolchem Wein.

Aber der Reihe nach:

Heute habe ich im Übermaß die dunkle Seite Italiens kennenlernen müssen. Die Infrastruktur ist hier im Süden in einem Zustand, der sich für ein Herzland der EU einfach nicht gehört. Die Straßen sin dermaßen voller übler Schlaglöcher, das ich keine Muße mehr habe, mir beim Radleln die Gegend anzusehen, da ich unablässig damit beschäftigt bin, den Straßenzustand der kommenden 50 m abzuscannen , um nicht einen Speichenbruch oder gar Sturz zu riskieren. Dazu kommt, das ich praktisch den ganzen Tag durch Dreck gefahren bin, der hier überall im Straßengraben liegt, egal ob große Staatsstraßen oder kleine kommunale Verbindungswege. Widerlich!
Man kann keine Pausen am Straßenrand mehr machen wegen des Gestanks und der Fliegenschwärme.

Der Höhepunkt waren fünf, sechs rumänische oder bulgarische Prostituierte, die sich in knappen Bikinis auf zerschlissenen Sonnenstühlen den Fernfahrern mitten in diesem Dreck sehr anzüglich präsentiert haben. Ich bin ja gewiss kein Feigling und ein gutes Photo dieser Situation wäre wohl Pulitzerpreisverdächtig gewesen,aber die Damen sahen aus, als wenn sie zum Frühstück jeweils ein Paket Rasierklingen kauen würden und ich habe mich daher nicht getraut, in diesem  Augenblick meine Kamera hervorzuholen.
Dafür erfreue ich mich aber nach wie vor guter Gesundheit.

Eine kleine Anekdote am Rande: mit entsprechenden Laune ging ich in eine Pizzeria am Straßenrand, um einen Café und eine Cola zu trinken. Der Typ am Tresen machte nur eine abwehrende Bewegung und nuschelte irgentwas, das auf Italienisch bedeuten sollte, ohne Essen gäbe es hier keine Getränke. Meiner Laune entsprechend entfuhr mir recht laut ein 

"Leck mich doch, du Pfeife"

Darauf im breitesten berlinisch: "Watt haste jesacht?"

Meine schnelle Antwort : "Haste doch jehört, außerdem sind deine ollen Buletten sowieso anjebrannt" bescherten mir eine Gratiscola und ein nettes Gespräch - pardon Jespräch - mit Günter aus Lichtenberg, der in den 90ern kurz nach Mauerfall nach Italien ausgewandert ist.

95 km           700 Höhenmeter 

24. 9.

Da bin ich nun nach langweiliger aber zügiger Kurbelei in einem ausgesprochen interessanten Hotel inmitten der Altstadt von Neapel gelandet. Der Aufzug in diesem Haus ist über einhundert Jahre alt.

Jetzt sitze ich gemütlich mit gutem Rotwein auf dem Balkon und beobachte das quirlige Leben, was direkt unter mir vorbeizieht.

100 km        450 Höhenmeter 

25. 9.

Heute war ein unheimlich spannender Tag.
Zuerst habe ich die Ruinen von Pompei besucht und war schier überwältigt von der puren Größe des Ausgrabungsfeldes und damit der ehemaligen Stadt, die nun vor nahezu 2000 Jahren durch einen Ausbruch des naheliegender Vulkans Vesuv innerhalb von Minuten von heißer Asche erstickt wurde und das Leben der Bewohner  somit quasi "eingefroren" wurde.

Bei einer mehrstündigen Wanderung durch die gut erhaltenen und zum Teil originalgetreu restaurierten Bauten bekommt man einen ausgezeichneten Eindruck vom täglichen Leben der alten Römer - das kann kein Geschichtsbuch so hautnah erzählen.

Am Nachmittag bin ich dann in der prallen Sonne den Rand des Vesuvs hochgelaufen und kam klitschnass oben an. Der Blick in den Krater und über den Golf von Neapel war aber die Mühen allemal wert.

als ich mit JoJo im Sommer 1993 Bergsteigen in der Brenta war und wir anschließend auf der Dordogne Kanu gefahren sind, da haben wir Kevin Welch nahezu dauernd gehört beim Autofahren.

good old times

26. 9.

Ich bin heute den ganzen Tag durch Neapel gestromert und habe eine faszinierende Stadt entdeckt. Neapel ist unglaublich vielfältig in seiner Erscheinung, es gibt Ecken, die erinnern mich eher an Bangkok als an ein europäisches Stadtbild in ihrer Lebendigkeit und ihrem Chaos, dann gibt es am Meer eine wunderschöne Promenade mit stylischen Restaurants und da gibt es ruhige Plätze mit alten Cafes unter riesigen alten Platanen,da wähnt man sich an einem Sonntagvormittag in einem der besseren Bezirke von Paris.

Hier komme ich ganz bestimmt mit mehr Zeit im Gepäck nochmal zurück.

Hervorzuheben ist vielleicht noch das Theatro San Carlo,  das älteste Opernhaus der Welt (1732), das ich mir per Führung angeschaut habe und das einen mit seiner Pracht in den Bann zieht.

27. 9.

Aus Neapel herauszufahren war wieder wirklich nervig. Das liegt einerseits an dem schon angesprochen Zustand der Straßen hier im Süden Italiens; ich kann mich nicht erinnern, jemals in Europa-einschließlich meiner Erfahrungen in dieser Hinsicht im Ostblock vor dem Mauerbau- soetwas schon erlebt zu haben (mit Ausnahme der DDR natürlich).

Die Infrastruktur hier spottet jeder Beschreibung.
Ich habe in Rom Straßenbahnen gesehen, die würde man selbst in Pjönjang sofort dem örtlichen Museum übergeben und in Neapel fahren U-Bahnen, über deren Fahrtgeschwindigkeit man zwischen zwei Stationen ein ganzes Buch schreiben könnte.

Der zweite Faktor, der das Fahren hier von dem in Deutschland unterscheidet, ist der chaotische Verkehr. Wer hier mit heimischen Regeln durchzukommen hofft, der kann sich gleich darauf einstellen, das Weihnachtsfest an der nächsten Kreuzung zu verbringen.
Es geht hier in Neapel sogar ein Gerücht um von einem beklagenswerten Oberstudienrat aus Oer-Erkenschwick, der mit seinem nagelneuen Skoda Octavia Kombi solange auf freie Fahrt bei grüner Ampel gewartet hat, das man ihm nach Monaten sein inzwischen neugeborenes Enkelkind zum Kennenlernen durchs Seitenfenstern gereicht hat.

Hier musst Du einfach draufhalten, egal, mit welchem Verkehrsmittel oder als Fußgänger, und dann tut sich immer eine Lücke auf, die Du nutzen kannst. Die öffnet sich aber NIEMALS von selbst !

Jetzt bin ich für zwei Nächte in einem Örtchen südlich von Neapel und erhole mich am Pool.

So long, folks

40 km        400 Höhenmeter 

 

Hier noch ein Photo von einer Figur auf dem Flohmarkt in Neapel, das ich zu komisch finde, um es hier zu unterschlagen.

28. 9.

Nachdem ich am gestrigen Abend auf der Terrasse des hoteleigenen Restaurants prima gegessen habe bei einem wahrhaft fürstlichen Blick auf den Golf von Neapel bin ich heute nach einem ruhigen Lesetag am Pool am Nachmittag hinunter zur Küste nach Castellammare di Stabia gefahren und habe dort nach dem Sonnenuntergang zu Abend gegessen. 
Jetzt sitze ich  wieder auf  meiner Hotelterrasse und trinke die zweite Hälfte meiner Flasche Rotwein von gestern.

Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht.

 18 km        320  Höhenmeter 

29. 9.

Heute teilte sich die Fahrerei in zwei etwa gleich lange Abschnitte. Am Vormittag fuhr ich wirklich nervenaufreibende 45 km nur durch Ortschaften, die zwischen Meer und steile Berge hingequetscht wurden und sich auf Grund der unglücklichen Topographie gefühlt endlos hinziehen. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich Berlin einmal von Nord nach Süd durchquert, aber auf allerkleinsten Micky-Maus-Straßen, auf denen sich das ganze Leben abspielt. Da fährt der 40-Tonner ebenso durch wie Opi auf seiner dreirädrigen Ape mit 7 PS, der hintendrauf stolz seine fünf frisch geernteten Wassermelonen zum Markt fährt. Ein ewiges Stop and Go.

Der zweite Teil führte dann auf einer relativ leeren und ziemlich geraden Landstraße kilometerweit direkt am Meer entlang. Was sich hier aber gerade so romantisch anhört muss man sich in der Realität als eine Abfolge von meist aufgegebenen Hotel-, Campingplatz- und Appartementanlagen vorstellen, die halb zugewuchert und natürlich völlig vermüllt sind.

Ich kann jedem Produzenten eines Sciece-Fiction-Films, der einige Jahre nach einer größeren Menschheitskatastrophe spielen soll, nur raten, seine Scouts für das Casting der Drehorte ins südliche Italien zu schicken, da gibt es nämlich ganze Landstriche, die sehen jetzt schon so aus.

Den Höhepunkt bilden auch hier wieder die Prostituierten, die wie Zombies auf ihren Plastikstühlen inmitten dieser Badlands auf Kundschaft warten.

Ich habe während meiner 12 jährigen nächtlichen Taxifahrten durch Berlin auch schon vieles an Damen aus dem horizontalen Gewerbe gesehen und gefahren, aber selbst die Bordsteinschwalben unterster Kategorie  von Potse oder Stutti waren im Vergleich hierzu noch Sultan Süleyman-des-Prächtigen-würdige Haremsdamen.

(Naja-bis auf die Einbeinige vielleicht, die immer Potsdamer- Ecke Bülowstrasse auf dem Stromverteilerkasten lehnte, aber die kennen nur noch die alten Berliner)

Da hier kein Fernverkehr war, kamen als Kunden nur die hier in ungewöhnlich hoher Zahl auf ihren klapprigen Rädern anzutreffenden schwarzen Erntehelfer der umliegenden Tomatenplantagen in Betracht. 
Nach der Schilderung der wenig solventen Kundschaft lasse ich den geneigten Leser bei der Vorstellung der Phsiognomie der Damen jetzt mit seiner Phantasie allein.......

 

90 km                 870 Höhenmeter 

30. 9.

Ein sehr relaxten Tag.

Nach den Frühstück auf meiner Terrasse bin ich zum Strand gelaufen und war stundenlang alleine dort, da es zu dieser Jahreszeit kaum noch Touristen gibt.

Am Nachmittag habe ich gelesen und dann zogen plötzlich mächtige dunkle Wolken auf und es brach ein wildes Unwetter los.

Zum Glück sitze ich heute nicht auf dem Rad, auf meiner Terrasse steht gerade knöcheltief das Wasser.

Zu meinem Glück gibt es hier in der Straße ein noch geöffnetes Restaurant.

 

1. 10.

Heute habe ich richtig Action gemacht, wie dem Bild zu entnehmen ist (Statistik meines Fahradnavi's):

68 km Strecke bei 

2000 Höhenmetern, und das in etwas mehr als 4 h (die Check-in-Zeit im Hotel ist da mit dabei). Die Fahrt ging zu 90 % über eine neue, gut ausgebaute und somit schlaglochfreie Schnellstraße, die glücklicherweise kaum befahren war. Anstrengend waren nur die Tunnel, der Längste mit 1.7 Kilometern, die sind alle einspurig und wenn dann von hinten und bei Gegenverkehr ein Lastzug auf einen aufläuft, dann kann einem bei dem lauten Getöse in der dämmerigen Tunnelröhre schon komisch werden und man bekommt ein Gespür dafür, wie verletzlich man auf dem Fahrrad ist. Man darf nicht darüber nachdenken, das der Typ am Steuer eventuell schon 12 Stunden am Lenkrad sitzt und hundemüde ist.

Hier angekommen wurde ich durch meine schöne Unterkunft begrüßt und habe mich zur Erholung gleich an den Pool gelegt, das habe ich mir heute verdient.

68 km              2000 Höhenmeter 

2. 10.

Am Anfang dachte ich nicht, was für ein wunderschöner Fahrtag das werden würde, es ging die ersten 5 km über eine unglaubliche Schotterstraße steil bergab. Als ich aber auf Meereshöhe ankam, da konnte ich dann den ganzen weiteren Tag auf einer prima ausgebauten und abwechslungsreichen Küstenstraße die Landschaft bestaunen. Steile Felsformationen, durchbrochenen von malerischen Schluchten und alles fällt steil, fast senkrecht, zum Meer hin ab.  

Mal aus Meereshöhe, mal aus mehreren hundert Metern Höhe habe ich mich den ganzen Tag daran erfreuen können und so sind auf 65 km Strecke schnell wieder 1650 Höhenmetern zusammengekommen.

Meine Unterkunft hier ist ganz nett, bei einer lieben Oma im Hinterland, das Meer ist aber vom Balkon aus zu sehen.
Nicht schlecht, aber die letzten Tage haben mich in dieser Hinsicht doch sehr verwöhnt.

65 km              1650 Höhenmeter 

Die Straße verläuft im oberen Drittel der Felswand

3. 10.

Heute hat sich die Landschaft kaum von der gestern durchfahrenen und oben beschriebenen unterschieden.

Wirklich bemerkenswert war die kilometerlange Fahrt entlang blühender Oleanderbüsche, meinen Lieblingsblumen.
Der Duft war betörend, das bekommt man als Autofahrer niemals mit.

Heute habe ich wieder eine ganz feine Unterkunft, da konnte ich den ganzen Nachmittag am Pool dösen und lesen.

 85 km        1400  Höhenmeter

4. 10.

Heute wird der Eintrag sehr kurz. Letzte Nacht habe ich reichlich gefroren und abwechselnd geschwitzt, daher habe ich mir einen Tag Ruhe am Pool verordnet. 
Morgen geht es wieder auf die Straße, bis dahin muss das Ibuprofen wirken.

 Macht's gut, Freunde

5. 10.

Heute  durchzog eine leicht melancholische Abschiedsstimmung den Tag.

Zum einen lag das daran ,das ich gestern meine letzten Unterkünfte gebucht habe und jetzt das mir inzwischen  so vertraute Ritual wegfällt, allabendlich das Netz für die Übernachtung des nachfolgenden Tages zu durchstöbern.

Auch das Wetter ist umgeschlagen und der Herbst hat Einzug gehalten. Es war bedeckt und kühl, ein Tag, an dem man am Meer lieber den Blick über das Wasser und die Brandung schweifen lässt aber nicht mehr ins Wasser geht, da der Wind schon zu kühl ist zum Baden. Die Strände leer, die Geschäfte, Hotels und Restaurants mittlerweile dauerhaft bis zum Frühling  geschlossen, dazu ein stetiger Wind, das passt alles perfekt zur Stimmung des Abschieds. Abschied wovon ?
Nicht nur von dieser phantastischen Tour, die sich jetzt ihrem Ende nähert, sondern vielleicht auch von Aktivitäten dieser Art generell. Mal schauen, wie lange die Kräfte für soetwas noch reichen, Ideen habe ich noch genug.

10 Kilometer vor dem Ziel fing es richtig zu schütten an, so das ich klitschnass im Hotel ankam. Morgen ist Dauerregen prognostiziert, mal schauen.

95 Km               900 Höhenmeter 

6. 10. 

Direkt nach dem Aufwachen habe ich der besten Ehefrau von allen zum Geburtstag gratuliert, Nadeshda hatte einen hübschen Geburtstagstisch mit selbstgebackener Torte vorbereitet und mir dann sofort Bilder davon gesendet.

Wenn ich gewusst hätte, wie besch..... dieser Tag werden würde, dann hätte ich mich umgedreht und hätte weitergeschlafen.

Der Morgen sah noch ganz gut aus, entgegen dem Wetterbericht vom Vorabend regnete es nicht und ab und an war sogar etwas blauer Himmel zu sehen. Ich habe mich mit Frühstück und Packen dann sehr beeilt und war um 7.45 Uhr auf der Straße. Dort wartete sofort der Anstieg zu einer richtigen Passtrasse auf mich. Ich wusste zwar, das heute mehr als 1000 Höhenmetern vor mir lagen, aber im Gegensatz zu den Tagen vorher, wo sich diese auf die ganze Strecke verteielten, ging es heute sofort und in einem Stück in Serpentinen nach oben. Auf halber Strecke fing es dann richtig zu regnen an und so bin ich dann bei böigem Wind, dauerndem Starkregen und zuerst Steigung, dann auf der anderen Passseite Gefälle, zwei Stunden im Regen unterwegs gewesen.
Widerliche Fahrerei, ich habe auf der Passhöhe die Brille abgenommen, da die so beschlagen war, das ich nichts mehr gesehen habe.

Jetzt sitze ich bei bedecktem Himmel und leichtem Nieselregen an einer netten kleinen Bucht im Hotel. Bei gutem Wetter wäre das ein netter Platz für einen freien Tag, den ich für morgen eingeplant habe.

70 Km               1400 Höhenmeter 

morgens sah es noch ganz gut aus

da kündigte es sich an

Hier ist heute Abend ein Gewittersturm losgebrochen, soetwas habe ich in Europa lange nicht mehr erlebt.

(Leider nimmt dieses Programm meine Videos nicht.)
Dies hatte leider zur Folge, als der abartige Regen nach drei Stunden aufhörte, das kein Wirt mehr sein Restaurant öffnete. Ich habe dann noch einen kleinen Kramladen geöffnet vorgefunden, da hat mir die schmierige alte Vettel hinter dem Tresen nach langen Verhandlung zu einem horrenden Preis ein Brot mit Mortadella fertiggestellt. Da noch Kekse und Bier vorrätig waren ergibt das notgedrungen das Abendessen für heute.

Besser als meine Notration Gummibärchen und Pefferminzbonbons.
Glück muss man haben !

7. 10.

Das Wichtigste zuerst: bis auf einen kleinen Schauer bin ich heute trocken geblieben.

Der letzte Streckenabschnitt des italienischen Festlands hatte es nocheinmal in sich; die steilen Passagen in der felsigen Landschaft haben mir einiges abverlangt, zum Glück bin ich gut im Training.
Die Landschaft ist wirklich schön, aber der ewige Dreck überall nervt.

Richtig schön ist Italien nur nördlich der Linie Rom - Ancona !

Natürlich gibt es Ausnahmen wie beispielsweise Neapel und ich habe auch Vieles im Süden noch nicht gesehen; der Unterschied ist aber frappierend.

(anders als bei uns, wo die Leutchen im Süden nur komisch reden, aber doch im großen und ganzen recht sauber sind)

Jetzt habe ich Italien per Rad einmal komplett von Nord nach Süd durchquert.

Da saß sich dann doch mit einem Quentchen Stolz auf der Fähre nach Messina/Sizilien und dachte an den Brenner zurück - wie lange zurückliegend kommt mir das schon  vor.
60 Km           1900 Höhenmeter 

Messina

Dom und Theater

8. 10.

Heute bin ich relativ kurz, dafür relativ heftig aber hauptsächlich relativ trocken unterwegs gewesen nach Tormina. Dieses Städtchen ist hoch im Berg an eine seiner Flanken angebaut worden. Die Straße hier nach oben (340 Höhenmeter bei 2,4 km Strecke!) hat mir noch einmal alles abverlangt. Im Ort selber kommt man nur über steile Gässchen oder Treppen vorwärts. Sehr malerisch. Hier kann man seine Leidenschaft für Italien noch einmal richtig ausleben, zumal hier ein gutes Restaurant neben dem nächsten beheimatet ist.

Ich bin ja froh, jetzt mit Neapel, Messina und Taormina auch in Süditalien noch Plätze entdeckt zu haben, die eine Anfahrt lohnen.

 

60 Km                  1250 Höhenmeter 

9. 10.

Nach einem prima Frühstück im Hotel habe ich den halben Tag bei Sonnenschein lesend am Pool verbracht , was mich so ermüdet hat, das ich erstmal ein Schläfchen halten musste. Als ich erwacht bin, marschierte ich zum alten griechischen Amphitheater, DER Sehenswürdigkeit in Toarmina. Leider kam ich dort an, um zuzusehen, wie pünktlich um 17 Uhr die Tore geschlossen wurden.

Also bummelte ich noch stundenlang durch diese wirklich sehenswerte Stadt, inspiziere nahezu jedes winzige Gässchen der Altstadt und entschied mich für das richtige Restaurant, indem ich wirklich gut gegessen habe.

Mitten in der Nacht wurde ich dann durch den Donner eines Gewitters geweckt, da bin ich auf den Balkon gegangen und habe mir dieses Naturschauspiel so lange angeschaut, bis mir vor lauter Müsigkeit die Augen zugefallen sind.

 

zwei Uhr in der Nacht

10. 10.

Das war heute der letzte "richtige" Fahrtag meiner Tour.

Ich bin bei schönem Wetter losgefahren, zuerst die Serpentinen von Taormina wieder hinunter zur Küstenstraße und dann hat mich mein Navi wie zu einem versöhnlichen Abschluss auf einer kleinen, sich zwischen Wiesen, Obstplantagen und Weinreben hinschlängelnden  Strasse nach Acireale geführt, wo ich ich einer kleinen Familienpension direkt am Strand als einziger Gast untergekommen bin.

Auf der herrlichen Terrasse direkt über dem Meer werde ich jetzt drei Tage Urlaub machen, ohne auf's Rad zu steigen und am Donnerstag  habe ich  dann nur noch 20 Kilometer bis Catania. Aber einmal melde ich mich noch.

45 Km                          520  Höhenmeter 

10. & 11. 10.

Ich habe leider zwei sehr unruhige Nächte hinter mir, in denen ich nur wenig geschlafen habe.

Ich vermute, ich habe mir auf den letzten Metern noch eine Nierenbeckenentzündung zugezogen, das Schmerzbild passt jedenfalls dazu.

Zum Glück habe ich bei solchen längeren Touren immer Antibiotika dabei, ich hoffe also, diese Sache alleine in den Griff zu bekommen. Sollte es sich allerdings in den nächsten 24 h nicht bessern mit den Schmerzen, dann fliege ich halt 1 oder 2 Tage früher zurück. 
Zum  Glück ist der Flughafen nur 25 km entfernt.

Ansonsten ist das hier eine sehr schöne Pension mit unheimlich netten Wirtsleuten.

 

meine tollen Wirtsleute Guiseppe und sein Papa, die mir gemeinsam mit Mama in schweren Stunden sehr geholfen haben

12 & 13. 10.

Leider findet die tolle Tour nicht den Abschluss, den sie verdient hätte. Ich musste gestern in die Notaufnahme der hiesigen Klinik, weil die Schmerzen so schlimm wurden, das ich es nicht mehr ausgehalten habe. Nach ambulanter Behandlung dort waren die Schmerzen dann weg, aber ich habe in der Nacht so hohes Fieber (40,5 Grad) bekommen, das die Notärztin kam. Jetzt habe ich ein anderes Antibiotikum und das und ein Cortison hat das Fieber soweit heruntergebracht, das ich hoffe, das sie mich gleich im Flieger mitnehmen. Ich habe den Flug 48 h nach vorne geschoben.

Es ist schade, das diese unwahrscheinlich interessante und schöne Fahrt nicht adäquat enden konnte.

Mein Fazit:

Ich bitte jeden Leser, sich die letzten Sätze meiner  Reise von 2017  Gibraltar-Berlin nochmals durchzulesen, daran hat sich nichts geändert, im Gegenteil - es ist aktueller denn je !

 

die Tour in Zahlen:

Kilometer gesamt : 3700

Höhenmeter gesamt: 52.800

Fahrtage: 50

Kilometer pro Fahrtag: 74

Höhenmeter pro Fahrtag: 1060

 

Das war es für dieses Mal, liebe Freunde.

Ich bedanke mich herzlich bei jedem, der die Tour hier verfolgt hat und mir die Daumen gedrückt hat.

Die nächste Tour habe ich schon geplant, da werde ich gemeinsam mit der besten Ehefrau von allen Deutschland mit dem Rad umrunden immer an der Grenze lang.

Ich freue mich, jeden von Euch bald wiederzusehen.

                               
                                             over and out

der Ätna durch das Fenster des Flughafens 

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© Sigurd Pohl